Umfrage – Nutzen Sie den Entlastungsbetrag?

Mai 2, 2018 | Entlastungsbetrag, Entlastungsbudget, Pflegepolitik, Pflegeversicherung, Umfrage | 2 Kommentare

Im April wurde von Kornelia Schmid* und mir  in mehreren Facebook-Gruppen eine Umfrage zur Nutzung des Entlastungsbetrags durchgeführt. Die Ergebnisse der Facebook-Umfrage liegen nun vor:

Nur fast die Hälfte der Befragten nutzen ihn – Vom Bundesgesundheitsministerium gewollte Entlastungsleistungen im Volumen von 1,8 Milliarden kommen nicht bei den Familien an!

 

Hier unser Kommentar zur Umfrage, den wir auf der Aktionsseite Entlastungsbudget.de und Facebook-Entlastungsbudget gepostet haben:

Das hatten wir befürchtet!

1 1/2 Jahre nach Einführung des neuen Entlastungsbetrags wird diese Leistung von mehr als der Hälfte aller Familien immer noch nicht genutzt.
Diese erschreckend hohe Zahl dokumentiert die Auswertung der Facebook-Umfrage, die wir in den letzten beiden Wochen mit Eurer Unterstützung durchgeführt haben.

357 Personen nahmen an der Umfrage teil. 176 von Euch nutzen den Entlastungsbetrag bereits. Etwas höher ist jedoch die Zahl derjenigen, die diese Leistung noch nicht in Anspruch nehmen. 181 Abstimmungen (51 %) wurden mit „nein“ gezählt.

Aufgrund der hohen Beteiligung in NRW, Niedersachsen und Bayern können hier die regionalen Ergebnisse interpretiert werden.

In NRW liegt die Nutzung über dem bundesweiten Durchschnitt. Dies kann mit der Öffnung auch für private Einzelanbieter zu tun haben, wodurch ein breiteres und eventuell auch günstigeres Angebot für die betroffenen Familien zur Verfügung steht.

Die gegenteilige Aussage könnte für Niedersachsen zutreffen. Hier sind private Einzelanbieter nicht zugelassen und nur 42 % der Umfrageteilnehmer nutzen dort das Angebot.

In Bayern ist auffällig, dass von 22 Teilnehmern, die das Angebot nicht nutzen, 13 sagen, „wir kennen dieses Angebot nicht“. Ein so hoher Wert von fast 60% zeugt von einem Defizit an Aufklärung und Beratung. Auch bei der Unkenntnis zum „Umwandlungsanspruch der Sachleistung“ führt Bayern mit 77% unwissenden Nutzern.

Hilfe und Betreuung im Haushalt sind beim Entlastungsbetrag stark nachgefragt.

Die am stärksten nachgefragte Entlastungsleistung ist die „Hilfe im Haushalt (Putzen, Einkaufen, Fahrten etc.)“. 95 Teilnehmer gaben an, dass sie diese Entlastung in Anspruch nehmen. Dies sind 54 %. Auf Platz zwei folgt mit 35 % die Betreuung im Haushalt.

Mit den Schulnoten 1 bis 3 benoteten fast 75 % der Nutzer ihr Entlastungsangebot positiv.

Diejenigen, die sich eher negativ äußerten, bemängelten insbesondere die fehlende Flexibilität der Anbieter.

Mit nur 11% wurden von nur 20 Teilnehmern die zusätzliche Entlastung über den Umwandlungsanspruch von Sachleistung in Anspruch genommen. Eine schallende Ohrfeige für alle Verantwortlichen sind hier die 60%, die angaben: „kennen wir nicht“!

Fazit.

Herzlichen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die diese Ergebnisse möglich gemacht haben. Der hohe Anteil der „Nichtnutzer“ des Entlastungsbetrags bestätigt uns in der Zielsetzung, diesen mit in das Entlastungsbudget zu integrieren.

Es kann nicht sein, dass Unkenntnis und mangelnde sowie nicht bedarfsgerechte Angebote dazu führen, dass eine rechtlich gewollte Entlastung in Höhe von mehr als 1,8 Milliarden Euro nicht bei den Familien ankommt.

Hier können Sie die Infografik und die Detailergebnisse nach Bundesländern als PDF herunterladen

Eure Kornelia Schmid und Hendrik Dohmeyer

 

* Kornelia Schmid hat 2014 die Facebook-Gruppe Pflegende Angehörige gegründet (Stand Mai 2018 über 5.800 Mitglieder) und leitet den Verein Pflegende Angehörige e.V. 

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2 Kommentare

  1. Monika Ehrhardt

    Ich habe versucht über den Entlastungsbetrag (ich habe Pflegestufe 3) die Verhindertenpflege zu bekommen. Leider kann mir meine Krankenkasse DAK keine Verhindertenpflege anbieten, da diese keine Firmen haben, die Personen haben, die dies durchführt. Fazit: keine Verhindertenpflege kein Entlastungsbetrag von 125 € weil keine Firmen kein Personal hat die diese Arbeiten durchführen.. Ich finde dies nicht in Ihrer Tabelle

    Antworten
  2. Brendemühl, Arno

    Ich finde es ungerecht, wenn die Beiträge der Pflegeversicherung erhöht werden sollen, wenn auf der anderen Seite Milliarden Beträge nicht abgerufen bzw. genutzt werden. Die nicht genutzten Beträge könnten sodann für die geplante Beitragserhöhung „verrechnet“ werden.

    Antworten

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Seit über 15 Jahren bin ich Sorgender und Pflegender Angehöriger (SPA).
Als Pflegeberater bin ich bundesweit für viele Familien tätig.
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