Im Sommer legte der VDK vor. Mit dem umfangreichen Studienmaterial zur Situation der Nächstenpflege (I) schlug die begleitende Kampagne zur Veröffentlichung der Studie von Prof. Dr. Andreas Büscher hohe Wellen.
Jetzt legt die DAK-Gesundheit nach. Der DAK Pflegereport 2022 von Prof. Dr. Thomas Klie und seinem Team von der Evangelische Hochschule Freiburg widmet sich ebenfalls ausführlich und hochaktuell mit den drängenden Problemen der Nächstenpflege (II).
Wie bei vielen Studien zum Thema der Situation der häuslichen Pflege muss man vorab sagen, dass wir in Deutschland eigentlich kein Erkenntnisproblem zu diesem Thema haben. So wird gefühlt in fast jeder Studie der letzten 10 bis 15 Jahre eine hohe Belastungssituation der Sorgenden und Pflegenden Angehörigen (SPA) wieder und wieder diagnostiziert. Einzig bei der Umsetzung in geeignete Lösungen hapert es in der Regel genauso kontinuierlich.
Auch wenn wir kein grundsätzliches Erkenntnisproblem haben, freue ich mich, dass die Thematik der Nächstenpflege in diesem Jahr gleich zwei wissenschaftlich basierte starke Impulse bekommen hat. Der DAK Pflegereport 2022 beschäftigt sich vielschichtig mit der Nächstenpflege und bietet durch den Mix von Datenanalysen, Befragungen und Interviews eine vielfältige Lektüre für die Weihnachtszeit.
Prima ist insbesondere, dass der Vorstandsvorsitzende der DAK, Herr Andreas Storm so deutlich die Versäumnisse beim Pflegegeld anspricht. Die Ampel-Koalition versprach vor über einem Jahr: „Wir dynamisieren das Pflegegeld ab 2022 regelhaft.„
Der Tagesspiegel berichtete letzte Woche schon vorab von den klaren Forderungen, die Andreas Storm in Richtung Ampel und Gesundheitsminister Karl Lauterbach aufgestellt hat. Als Konsequenz der aktuellen Studienergebnisse des DAK Pflegereports 2022 fordert er dort eine sofortige Anpassung des seit 2017 nicht mehr angepassten Pflegegeldes in Höhe von mindestens 10 %.
Wie die Grafik zur Entwicklung der Löhne und Kaufkraftentwicklung zeigt, verliert jeder Euro Pflegegeld in den vergangenen sechs Jahren beständig an Wert. Verglichen mit 2017 wird Anfang 2023 ein Euro Pflegegeld nur noch 85 Cent Kaufkraft haben.
Ergänzt wird diese unmittelbar die familiären Kosten entlastende Forderung durch die Anmahnung des versprochenen „kleinen“ Entlastungsbudgets und dem ebenfalls im Koalitionsvertrag angekündigten Konzept der Lohnersatzleistungen für SPA.
DAK Pflegereport 2022: 5 Kapitel zum Rückgrat der Langzeitpflege
Auf 246 Seiten dokumentiert der DAK Pflegereport 2022 aktuelle Information zur Nächstenpflege. Im Kapitel 2 werden die in Befragungen des Instituts für Demoskopie Allensbach gesammelten „Erfahrungen, Einstellungen, Forderungen“ von Pflegebedürftigen und SPA aufgezeigt.
Mehr Analytisch wird das umfangreiche Zahlenmaterial auf Basis der GKV- und SPV-Routinedaten der DAK-Gesundheit für den Pflegereport 2022 im dritten Kapitel dokumentiert. Die verschiedenen Pflegesettings der unterschiedlichen Pflegegrade bei der selbstorganisierten Pflege zu Hause stehen hier im Vordergrund.
Eine Reihe von Interviews, die Thomas Klie mit seinem Team mit Akteuren der häuslichen Pflege durchgeführt hat, werfen einen persönlichen und sehr individuellen Blick auf die aktuelle Situation der Nächstenpflege. Im Kapitel 4 sind insgesamt 33 Interviews von drei verschiedenen Interviewer*innen niedergeschrieben.
Spannend ist auch der fünfte Teil des DAK Pflegereports 2022. Hier werden für alle 16 Bundesländer „Good Practice“ Beispiele zur Stabilisierung der häuslichen Pflege vorgestellt.
Im letzten Abschnitt entwickelt Thomas Klie einen Ausblick und eine Perspektive zu den Herausforderungen der Pflege, mit Fokus auf die häusliche Pflege
Der erste Eindruck zum Pflegereport 2022
Das umfangreiche Dokument liegt bei mir frisch auf dem Tisch. In den kommenden Tagen werde ich mich intensiv mit den Informationen und Ergebnissen beschäftigen. Hier im Pflege-Dschungel werde ich versuchen, die Ergebnisse und Erkenntnisse verständlich aufzubereiten und einzuordnen.
Petitionen-Zyklus startet diese Woche
Den Ball, den Herr Andreas Storm ins Spiel geworfen hat, greifen wir vom Verein Pflegende Angehörige e.V. auf und überführen die abgeleiteten Forderungen in einen Zyklus von drei Petitionen. Noch in dieser Woche startet die Erste zum bisher nicht eingelösten Ampel-Versprechen zur Erhöhung des Pflegegeldes.
Petition 1:
„ERHÖHEN SIE DAS PFLEGEGELD RÜCKWIRKEND ZUM 1.1.2023 UM MINDESTENS 10 % – JETZT HANDELN! ist gestartet.
Ich würde mich freuen, wenn Sie diese drei Petitionen durch eine Unterschrift und ein Teilen in Ihre Familie, Community und medialen Umfeld unterstützen würden. Alle drei Kernforderungen werden auch vom Vorstandsvorsitzenden der DAK-Gesundheit formuliert.
Hendrik Dohmeyer
Download: DAK Pflegereport 2022
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