Pflegende Angehörige: Deutschlands größter Pflegedienst ohne Netz und doppelten Boden
Alljährlich, zur besinnlichen Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel, blicken führende Politikerinnen unseres Landes in ihren Reden auf die stillen Heldinnen der Gesellschaft: die Pflegenden Angehörigen (PA). Als „größter Pflegedienst Deutschlands“ werden sie gewürdigt, von Bundeskanzlerinnen bis zum Bundespräsidenten. Worte des Dankes und der Anerkennung füllen die Wohnzimmer der Republik, oft emotional verpackt in Lobeshymnen. Doch nach dem Verklingen dieser öffentlichen Wertschätzung bleibt eines konstant: der völlige Mangel an struktureller Unterstützung und nachhaltigen Konsequenzen.
PA sind nicht einfach eine erweiterte Version eines ambulanten Pflegedienstes. Im Gegenteil: Ihnen fehlen all die grundlegenden Merkmale, die einen regulären Arbeitsplatz ausmachen:
- Kein Arbeitsvertrag,
- keine Job Description,
- keine geregelten Arbeitszeiten,
- keine Urlaubsansprüche.
- Es gibt keine Weiterbildung,
- keine Supervision,
- keine Kolleg*innen, die einspringen können, wenn die Belastung zu groß wird.
- Kündigungsschutz? Fehlanzeige (am 28.10.2024 verstarb meine Mutter. Am 29.10. war ich für unsere Gesellschaft nach 17 Jahren kein PA mehr).
Stattdessen tragen Millionen Menschen – es sind geschätzte 5 bis 8 Millionen in Deutschland – die immense Verantwortung der Pflege oft allein, ohne die kleinsten Sicherheitsnetze, die in klassischen Arbeitsverhältnissen selbstverständlich wären.
Wie lange können wir uns darauf verlassen, dass Menschen ihre Gesundheit, ihre soziale Teilhabe und häufig auch ihre finanzielle Sicherheit opfern, ohne dass dies zu spürbaren politischen Veränderungen führt? Es ist Zeit, die unausgesprochene Wahrheit hinter der „größten Pflegeorganisation des Landes“ laut und deutlich zu benennen: PA sind keine Organisation – sie sind Einzelkämpfer*innen. Und sie verdienen mehr als warme Worte.
📄 Ein Positionspapier – „Einfach Machen!“ Fünf Eckpunkte für die Bundestagswahl 2025
Aufgrund der beschriebenen Herausforderungen haben Kornelia Schmid vom Verein Pflegende Angehörige e. V. und ich ein Positionspapier entwickelt. Dieses umfasst 5 Eckpunkte, die als Orientierungshilfe für politische Parteien dienen sollen, ihre Wahlprogramme zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 zu gestalten.
Unsere Empfehlungen sind keine kleinteiligen Forderungen nach Änderungen einzelner Paragrafen im SGB XI und keine globalen Wunsch-Formulierungen. Sie sind breiter angelegt, strategisch konkreter und basieren auf jahrzehntelanger Erfahrung von Menschen, die ihre Angehörigen gepflegt haben oder noch pflegen. Wir möchten diese Punkte als Beratung verstanden wissen – praxisnah, menschlich und lösungsorientiert.
Hier können Sie sich durch das Papier durchklicken.
Hier können Sie sich das Papier herunterladen:
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Autor beim Pflege-Dschungel