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Große Pflegereform 2026:

Was Bund und Länder jetzt planen – und wann Ergebnisse kommen.

Große Pflegereform 2026

Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel in der Pflege. Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wächst stetig, während gleichzeitig immer weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen. Dazu kommen steigende Kosten, die sowohl Pflegekassen als auch Familien belasten. Schon seit einiger Zeit ist daher klar: Das bisherige System der Pflegeversicherung stößt an seine Grenzen. Eine grundlegende Reform ist unausweichlich.

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern den „Zukunftspakt Pflege“ auf den Weg gebracht. Die entsprechende Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat im Juli 2025 ihre Arbeit aufgenommen. Ihr Auftrag ist es, konkrete Eckpunkte für eine Pflegeversicherung zu entwickeln, die den kommenden Herausforderungen standhält und die Versorgung nachhaltig sichert.

Mit ersten Ergebnissen ist Ende 2025 zu rechnen. Dann soll ein Eckpunktepapier vorliegen, das die Grundlage für den Gesetzgebungsprozess bildet. Ziel ist es, dass die große Pflegereform im Laufe des Jahres 2026 umgesetzt wird.

Dieser Artikel wird immer wieder aktualisiert und beleuchtet, warum die Reform dringend notwendig ist, welche Themen im Zentrum der politischen Debatten stehen und welche Chancen sich daraus insbesondere für pflegende Angehörige und ambulante Dienste ergeben.

Anzahl der Menschen mit Pflegebedarf wächst um 71 %

Nachfolgend als Orientierung eine Übersicht über die Entwicklung der Pflegegrade seit Umstellung des Begutachtungssystems (NBA) 2017. Die Prognosewerte für 2025 und 2026 basieren auf meiner persönlichen Einschätzung aufgrund der Entwicklung der letzten acht Jahre plus der aktuellen Diskussionslage.

Entwicklung Pflegegrade 2017-2026

Erste Zwischenergebnisse der Arbeitsgruppen

Bereits Anfang Oktober hatte Dr. Martin Schölkopf, Leiter der Abteilung Pflegeversicherung und Pflegestärkung im BMG, anlässlich der Fachtagung zum 9. Altersbericht in Vechta zentrale Eckpunkte der großen Pflegereform skizziert. Nach seinen Ausführungen soll der Pflegegrad 1 erhalten bleiben, zugleich werde es stärkere Schwerpunkte auf Prävention, pflegefachliche Begleitung und weitere Unterstützungsformen im häuslichen Kontext geben. Damit zeichnen sich wesentliche Leitlinien ab, die nun auch in den Ergebnissen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe sichtbar werden.

👉 Hier die wichtigsten Zwischenfazit-Punkte:

1️⃣ Pflegegrad 1 bleibt – aber auf dem Prüfstand
Die Streichung ist vom Tisch, doch Leistungsumfang und Differenzierung sollen kritisch überprüft werden.

2️⃣ Fokus auf häusliche Pflege
Stärkung von Prävention, mehr Verantwortung und Flexibilität für Familien, weniger Bürokratie.

3️⃣ Eigenanteile unter Beobachtung
Optionen wie Sockel-Spitze-Tausch oder Begrenzungsmechanismen werden weiter geprüft.

4️⃣ Finanzierung neu justieren
Die Länder fordern: Versicherungsfremde Leistungen sollen konsequent steuerfinanziert werden. Zudem steht der Pflegevorsorgefonds wieder im Raum.

5️⃣ Begutachtungsinstrument & Schwellenwerte
Evaluation angekündigt – Ziel: Transparenz, Verständlichkeit und weniger Komplexität für Betroffene.

6️⃣ Budgets statt Paragrafen
Sektorenübergreifende Leistungsbudgets bis 2027 ergebnisoffen prüfen, Bündelung zur Vereinfachung erwünscht.

7️⃣ Fairness & Verantwortung
„Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache“ – gerechter Ausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung bleibt Ziel.

Meine erste Einschätzung zur Reformdiskussion:
Bei jährlich über 1 Mio. Pflegegrad-Begutachtungen dürfte das Verschieben der Einstiegshürde den größten Einsparungshebel bieten.
Konkret erwarte ich:

  • eine Anhebung der Schwellenwerte für die Pflegegrade 1–3 um jeweils ca. fünf Punkte
  • Pflegegrad 4–5 bleiben unberührt – da hier die schwersten Fälle liegen
  • Fokus liegt klar auf den ersten drei Graden, die heute rund 80 % aller Pflegebedürftigen (inkl. PKV 4,7 Mo. Personen) betreffen – hier spielt die Musik.

💬 Fazit: Der Hebel für kurzfristige Entlastung liegt weniger bei kosmetischen Korrekturen, sondern bei einer spürbaren Anpassung der Zugangskriterien in den unteren Pflegegraden.
Hier können Sie das Dokument mit allen Zwischenergebnissen herunterladen:

⬇️ Sachstandsbericht für die 2. Sitzung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Zukunftspakt Pflege“ vom 13.10.

 

 

So sieht der Fahrplan zur Großen Pflegereform 2026 aus:

Fahrplan Große Pflegereform

Übersicht der fünf Fach-Arbeitsgruppen „Zukunftspakt Pflege“

Die Fach-Arbeitsgruppen sollen bis Ende 2025 Eckpunkte vorlegen, die sowohl Finanzierung, Versorgung, Unterstützung pflegender Angehöriger, Datengrundlagen als auch Innovationen und Digitalisierung umfassen. Im Zentrum stehen die Fragen:

  • Wie bleibt die Pflegeversicherung nachhaltig finanzierbar?

  • Wie können Prävention und Versorgung in Stadt und Land gesichert werden?

  • Wie werden Pflegebedürftige und Angehörige wirksam entlastet?

  • Welche Rolle spielen Daten, Monitoring und KI für die Steuerung des Systems?

1. Fach-AG Finanzierung

Ziele:

  • Soziale Pflegeversicherung (SPV) als verlässliche Absicherung weiterentwickeln

  • Prinzipien von Generationengerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demografiefestigkeit einbeziehen

  • Finanzielle Tragfähigkeit dauerhaft sichern

Kernfragen:

  • Reichweite der SPV: Teil- oder Vollabsicherung?

  • Weiterentwicklung Umlagesystem + Kapitaldeckung

  • Eigenanteile: freiwillig oder verpflichtend absichern?

  • Finanzierungsdefizite: Stellschrauben auf Ausgaben- und Einnahmeseite

  • Aufteilung der Finanzierung: Beiträge, Steuern, private Vorsorge

  • Dynamisierung der Leistungen und Effizienzpotenziale


2. Fach-AG Versorgung

Ziele:

  • Pflegebedürftigkeit durch Prävention und Reha vermeiden oder verringern

  • Flächendeckend gute Versorgung in Stadt und Land sichern

  • Pflegebedürftige und Angehörige entlasten

  • Ressourcen zielgerichtet einsetzen

  • Digitalisierung und Innovation fördern

Kernfragen:

  • Weiterentwicklung des Begutachtungsinstruments (Pflegegrade)

  • Stärkung von Prävention und Gesundheitskompetenz (Pflegebedürftige, Angehörige, Personal)

  • Rolle von Kommunen bei Planung und Steuerung

  • Sicherstellung von Fachpflege in Notfall- und Krisensituationen

  • Vereinfachung von Leistungszugängen („Once-only-Prinzip“)

  • Flexiblere Wohn- und Betreuungsformen (z. B. Telepflege, Tages-/Nachtpflege)

  • Kooperation zwischen Kassen, Kommunen und Sozialhilfeträgern


3. Fach-AG Unterstützung & Entlastung

(als Teilbereich der AG Versorgung, aber mit eigenem Fokus)

Ziele:

  • Bürokratieabbau und einfacher Zugang zu Leistungen

  • Passgenaue Beratungs- und Unterstützungsangebote

  • Stärkung der Selbstbestimmung Pflegebedürftiger

  • Entlastung pflegender Angehöriger

Kernfragen:

  • Verbesserte Beratung & Case Management

  • Nutzung der Pflegebegutachtung für Versorgungsplanung

  • Krisen- und Nachtversorgung, Kurzzeitpflege, Teleangebote

  • Eigene Leistungsansprüche für pflegende Angehörige?

  • Flexibilisierung und Bündelung von Leistungen


4. Fach-AG Daten, Monitoring & Steuerung

Ziele:

  • Bessere Datengrundlagen für Planung und Steuerung

  • Wirkungsorientierte Zielsysteme entwickeln

  • Effizienzpotenziale heben, Bürokratie vermeiden

Kernfragen:

  • Welche Daten liegen vor, welche fehlen?

  • Wer darf und soll planen und steuern (Kassen, Kommunen, Bund)?

  • Definieren messbarer Ziele (z. B. Digitalisierung, Versorgungssicherheit)

  • Monitoring und Konsequenzen bei Zielverfehlung


5. Fach-AG Innovation, Digitalisierung & KI

Ziele:

  • Nutzung digitaler und technischer Innovationen systematisch fördern

  • Pflegeeinrichtungen bei Transformation unterstützen

  • Effizienzgewinne durch Digitalisierung und KI realisieren

Kernfragen:

  • Öffnungs- und Experimentierklauseln für Innovationen

  • Finanzierungs- und Vergütungsmodelle für digitale Transformation

  • KI-gestützte Dokumentation und Pflegeprozesse

  • Entlastung von Pflegepersonal und Angehörigen durch digitale Anwendungen

Hendrik Dohmeyer
Hendrik Dohmeyer – §7a Pflegeberater
und Autor beim Pflege-Dschungel

Bis 2024 insgesamt 18 Jahren als Sorgender und Pflegender Angehöriger (SPA) bei den eigenen Eltern. Ab 2025 als SorgenderErsatz Angehöriger (SEA) bei anderen Familien im Einsatz.
Als Pflegeberater bin ich bundesweit für viele Familien tätig.
Täglich nutzen durchschnittlich 1.500 Ratsuchende meine Informationen und Leistungen hier vom Pflege-Dschungel.

Achtung: Jetzt kommt eine nützliche Werbung 😉

Tage der Pflegeberatung 2026

Nach dem sehr erfolgreichen Auftakt (ausverkauft) des neuen Formates TAGE DER PFLEGEBERATUNG 2025 in Bremen können Interessierte ihre Early-Bird-Tickets ab sofort hier für 2026 vorbestellen:
https://tage-der-pflegeberatung.de/

Hier Impressionen vom Kongress in Bremen:

 

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Hendrik Dohmeyer - §7a Pflegeberater,
Autor beim Pflege-Dschungel

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