Investitionen in die Pflege 2018

Mai 9, 2019 | Finanzen, Infografik, Pflegeberatung, Pflegepolitik, Pflegeversicherung, SGB XI, With Audio | 3 Kommentare

2018 erneut starker Anstieg der Pflege-Investitionen in Deutschland.

Nachdem vor wenigen Tagen die Daten zur Entwicklung der Leistungsempfänger veröffentlicht wurden (siehe Blog-Beitrag) folgen nun die Informationen über die in 2018 getätigten Investitionen in die Pflege.

Mit einem plus von 2,75 Mrd. € wurden insgesamt 41,27 Mrd. € von den Pflegekassen ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Steigerung um 7,1 % (2017 = 38,52 Mrd. €). Die nicht pflegebedingten Kosten lagen wie im Vorjahr bei ca. 3 Mrd. €.

Im Bereich der stationären Pflege stiegen die Investitionen leicht um 100 Mill. € (+0,1%) gegenüber dem Vorjahr. Da nur 1.864 mehr Heimbewohner vom BMG ausgewiesen wurden, dürfte diese Steigerung insbesondere den bestehenden Bewohner zugute gekommen sein.

Die Ausgaben pro Heimbewohner liegen damit auf dem Vorjahresniveau von 18.973 €.

Bei der Häuslichen Pflege steigen die Investitionen analog des Zuwachses an Leistungsempfängern um 13 %. Mit einem Plus von 2,7 Mrd. € betrugen diese Ausgaben 23,5 Mrd. € (2017 = 20,8 Mrd. €.

Die Ausgaben pro Leistungsempfänger reduzierte sich leicht um 0,41 % auf 8.089 € für das Gesamtjahr. Hier wirkt das hohe Wachstum neuer Leistungsempfänger mit dem Pflegerad 1.

Neue Prognose vom Bundesgesundheitsministerium bis 2050

Aufgrund der neusten Erkenntnisse zum Wachstum der Leistungsempfänger 2018 hat das BMG seine Prognose für die kommenden Jahrzehnte aktualisiert.

In den kommenden beiden Jahren wird weiterhin mit einer deutlichen Steigerung der Zuwächse gerechnet. Jährlich kommen weitere 150.000 Personen hinzu und für 2020 werden insgesamt über 4 Mio. Leistungsempfänger erwartet.

Bis 2030 reduziert sich durchschnittlich die jährliche Steigerung auf 60.000 und erreicht damit ein Niveau, das unter den durchschnittlichen Vergleichswerten für die Periode 1995 bis 2000 und 2011 bis 2016 lag. 2030 werden somit 4,6 Mio., Pflegebedürftige erwartet.

Für die folgende Dekade wird ebenfalls noch von jährlich zusätzlichen 60.000 Leistungsempfängern ausgegangen (2040 = 5,2 Mio.). Erst in den Folgejahren bis 2050 sollen die Zuwächse moderat auf jährlich 70.000 steigen. Für 2050 werde dann 5,9 Mio. Leistungsempfänger prognostiziert.

Ob diese Einschätzungen realistisch sind, muss anhand der demographischen Entwicklung eingeschätzt werden. Die folgende Grafik zeigt die Korrelation bei den Zuwächsen der hochaltrigen Bevölkerung über 75 Jahren, die eine deutlich höhere Inzidenz (Wahrscheinlichkeit von einer Pflegebedürftigkeit betroffen zu sein) aufweisen und den Prognosen.
Link Tipp: Demografische und soziale Aspekte von Pflegebedürftigkeit

Auf den ersten Blick könnte man geneigt sein, den moderaten Prognosezuwächsen zuzustimmen, da trotz des Anstiegs von 2000 bis 2016 (+3,4 Mio. Personen) sich die durchschnittlichen Steigerungen um die 70.000 jährlich eingependelt hatten.

Bei den erwarteten Entwicklungen bis 2050 ( + 5,3 Mio. +75-jährige Menschen) verkennt man aber, dass aufgrund des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zukünftig ein größerer Anteil an kognitiv bedingten Pflegefällen hinzukommen, die bis Ende 2016 so nicht berücksichtigt wurden.

In der Infografik finden Sie unten noch eine Hochrechnung der notwendigen (mindest)finanziellen Ausstattung der Budgets der Pflegeversicherung für die kommenden Jahre.

Die Berechnung erfolgte sehr simple über die durchschnittlichen Kosten je Leistungsempfänger 2018 in Höhe von 11.198 €.

Hierbei sind damit noch keine Auswirkungen der aktuell diskutierten Anpassung der Löhne insbesondere in der Altenpflege verbunden. Auch zukünftig dringend benötigte Alternativen zu den heutigen Pflegesettings (Stichwort unausweichlich demographisch bedingtes reduziertes Potential an Pflegefachkräften – 2035 über 8,3 Mio. weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren) und deren Kostenstrukturen sind nicht berücksichtigt.

Die Frage der Finanzierung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland wird spannend.

Die „Bugwelle der Babyboomer“ stellt 2021 eine vermutlich stärker sensibilisierte große Wählerschicht dar.

Heute sind viele als Sorgende und Pflegende Angehörige mit dem Thema Pflegebedürftigkeit im Kontakt. Sie ahnen aber zunehmend, dass sie selber in 10 bis 15 Jahren Hilfe und Unterstützung benötigen könnten.

Parteien sind gut beraten, sich auf diesbezügliche Fragestellung ihre potenziellen Wähler schon heute einzustellen.

Quellenangabe Demographie-Daten:

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3 Kommentare

  1. Neeltje

    Interessant, das jährlich ungefähr 150.000 Personen in die Pflege eintreten. Ich denke darüber nach Pflegefachkraft zu werden. Es würde mir eigentlich liegen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Arbeitsbedingungen gut sind.

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  2. Nora

    Interessant, dass das Jahr 2018 eine Steigerung von 7,1 % für die Pflege im Vergleich zum Jahr 2017 gesehen hat. Ich finde es wichtig, dass die Wichtigkeit der stationären und ambulanten Pflege immer mehr erkannt wird. Interessanter Beitrag, danke! Ich habe definitiv einen guten Überblick über den Pflege-Dschungel bekommen!

    Antworten
  3. Gisele Kraushaar

    Interessant zu wissen, dass es einen Wachstum an pflegebedürftige über die nächsten 10 Jahre gibt. Ich denke es ist wichtig sich früh über solche Sachen zu informieren. Meine Oma geht jetzt dann auch in die Pflege.

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Hendrik Dohmeyer – §7a Pflegeberater
und Autor beim Pflege-Dschungel

Seit über 15 Jahren bin ich Sorgender und Pflegender Angehöriger (SPA).
Als Pflegeberater bin ich bundesweit für viele Familien tätig.
Täglich nutzen durchschnittlich 1.500 Ratsuchende meine Informationen und Leistungen hier vom Pflege-Dschungel.

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